Thursday 17 June 2010

Dänemark Urlaub 2010

Freitag, 30. 04.: In diesem Jahr feiern wir ein seltenes Jubläum: Vor 50 Jahren waren wir zum ersten Mal in Dänemark, eine „goldene Hochzeit“ mit diesem schönen Land, das uns immer wieder die gesundheitlichen Reserven für das ganze Jahr mitgibt, wenn uns das Reizklima der Jammerbucht wieder abgehärtet hat. Jetzt reizt es uns, auch einmal das Frühjahr in dieser Region kennen zu lernen. Sommer und Herbst kennen wir zur Genüge.

Wir brechen um 10.15 Uhr auf, um Familie Bauer, unsere Gastgeber in Hamburg, nicht zu früh zu überraschen. Es herrscht herrliches Reisewetter, heiter bis wolkig mit viel Sonne und 17 bis 18 Grad. Wir kommen gut an Frankfurt und Kassel vorbei und machen Brotzeit in Göttingen, wo es aber im Freien bei nur noch 15 Grad und unangenehmem Wind ungastlich ist. Weiter ohne nennenswerte Staus trotz vieler Baustellen, die bis zu 18 km lang sind. In Fallingbostel läßt Petrus das Hamburger Wetter beginnen. Es regnet und wird immer kälter. Vor dem Elbtunnel rush hour: Es staut vor und nach dem Tunnel, im Tunnel dagegen freie Fahrt. Gegen 16 Uhr am Ziel, müssen wir unser Auto im Laufschritt entleeren, weil es heftig regnet. Doch bald umgibt uns Bauers Gastfreundschaft, und am Abend gibt es den mitgebrachten pfälzer Spargel auf vegetarische Art, mit Currysauce und rohem Schinken. Sekt vom Weingut Schneider in St. Martin, Weißwein von ebenda und guter Whisky aus Rüdigers beneidenswerten Beständen umrahmen den gemütlichen Abend.

Samstag, 01. 05.: Nach einem kräftigen Frühstück starten wir gegen 9.15 Uhr bei strahlender Sonne. Es ist wider Erwarten erstaunlich voll Richtung Norden. Auch nach der dänischen Grenze wird es nicht besser. Vor Vejle schlägt das Wetter um: Es regnet und kühlt auf 10 Grad ab. Bei Skanderborg machen wir Pause und stärken uns mit Poelser und Kartoffelsalat (je 57 DKr). Auf sich nach Randers leerenden Straßen geht es zügig nordwärts, und nach 1115 km biegen wir endlich nach Horne ab von der Autobahn. Es ist wie immer: Ab Aalborg scheint die Sonne und in Tornby ist keine Wolke am Himmel bei allerdings nur 8 Grad. Zuerst kaufen wir Brennholz, dann geht es ans Meer. Der Strand ist matschig, es muß bis vor kurzem geregnet haben. Britta Munch händigt uns mit unbewegter Miene den Schlüssel für das Sommerhaus in DK 9850 Hirtshals-Tornby, Horsebaekvej 2 aus, das wir erschöpft beziehen. Alles ist blitzsauber und vertraut in gemütlicher Umgebung, kennen wir doch dieses Haus seit 1997. Wieder einmal habe ich die lange Strecke geschafft trotz meiner 80 Jahre – aber in unserem Golf Plus eine noch vertretbare Strapaze.

Sonntag, 02. 05.: Wir haben sehr gut geschlafen und sind schon um 6.30 Uhr auf den Beinen. Blauer Himmel und Sonne, aber nur 8 Grad. Die Natur läßt das Ausbrechen des Frühlings ahnen: Überall Knospen, grüne Grasbüschel zwischen den abgestorbenen Resten der Herbstflora, Vogelgezwitscher und die ersten Pferde auf den Weiden. Die Lebensmittelgeschäfte haben zum Glück sonntags geöffnet. Wir verproviantieren uns bei REMA 1000, NETTO und SUPERBRUGSEN. Im Schuppen entdeckt Vadda einen Kugelgrill mit genügend Braunkohlebriketts, und leckere Okseboefsteaks schmoren auf dem Rost. Dazu gibt es nye Kartofler , mit der Schale in Butter geschwenkt und als Ganzes gebraten sowie grünen Salat, pikant gewürzt und Knofel-haltig, dazu Riesling und Jubi. Am Abend entdecken wir, daß der Fernseher die wichtigsten Sender nicht empfängt. Wir reklamieren bei Pylle, der Eigentümer erscheint und weiß auch nicht weiter. Ein Fachmann muß her.

Montag, 03. 05. Erstes Aufräumen und ungemütliches Hasten am Morgen wegen des angesagten Fachmannes, der auch erscheint (bei Handwerkern nicht selbstverständlich) und den altersschwachen Receiver auswechselt. Jetzt empfangen wir ca 380 Stationen, ein Polster für schlechteres Wetter, was derzeit zu Hause herrscht. Strahlende Sonne wieder bei 8 – 11 Grad, gut für einen Strandmarsch zu Knottes Vergnügen. Die ersten Smilies (lächelnde Feuersteine) werden gefunden, die herrliche Seeluft vinaiert und der leere Strand (4 Autos) genossen. Das Meer, 8 Grad kalt, warnt vorm Bade, ist aber wunderschön anzusehen. Es gibt nur e i n Geräusch, das Rauschen der Wellen und, weit seltener, einen Mövenschrei. Mam kann noch nicht volle Kraft voraus, daher auf nach Hirtshals! Der Fischmann am Hafen hat auf! Gekauft werden natürlich „rejer“ und, da nur selten angelandet, Seezungen für nur 128 DKr/kg. Das einzige Haus am Platze für anspruchsvolle Mit-bringsel, Köb och Kande, macht zu und hat Räumungsverkauf mit 30 % Rabatt. Nischt wie hin! Wir kaufen Holmegard-Vasen als „man kann ja nicht wissen – Geschenke“ , tanken für günstige 10,17 DKr (am Vortage über 11,50), stöbern durch das erste Genbrug in Hirtshals – mit nur magerer Ausbeute, einem Handtuch gegen Mopshaare auf dem Beifahrersitz – und kehren heim, um Seezunge mit neuen Kartoffeln zu genießen, wieder mit Riesling und Aquavit, dem hier selbstverständlichen Zubehör. Mittagsschlaf, nachmittägliches Sonnenbad – Herz, was willst du mehr! Nachzutragen ist, daß wir die Seezunge auf der Südterrasse im Unterhemd (Vadda) und T-Shirt (Mam) eingenommen haben, weil die pralle Sonne schon so geheizt hat. Abends nutzen wir den Machtzuwachs des Fernsehers, ärgern uns aber über den blöden Film.

Dienstag, 04. 05.: Pfui Teufel, Regen, kurze Zeit Schneeregen, nur 4,5 Grad! Wir nutzen die wetterbedingte Zwangspause für abermalige Einkäufe in Hirtshals. Aber, oh Wunder, ab mittags wieder eitel Sonnenschein, dank sei dem Nordwind! Wieder sitzen wir outdoor, obwohl die Luft nur 8 Grad hat. Die Sonne ist wie ein Heizofen! Mehr und mehr gefällt uns dieser Mai in Jütland! Genüßlich werden Postkarten geschrieben, wie schön es hier ist (wohl wissend, wie die Pfalz leidet) und philatelistisch frankiert (keine Mehrkosten, aber aufkommende Freude). Eigentlich habe ich heute Kegeln, fehle aber entschuldigt.

Mittwoch, 05. 05.: Ein herrlicher Morgen, wieder keine Wolke am Himmel! Nach Lönstrup geht unser Ritt, den Lieblingsweg durch wunderschöne Natur entlang, kurze 17 km.Wir laufen am Strand und durch den noch verschlafenen Ort, finden aber doch einige Möglichkeiten, Kronen zu investieren. Haben doch Patenkinder und Nachbarn für Nachwuchs gesorgt, den zu würdigen wir keine Butik auslassen. Dafür sparen wir am Essen und erstehen 9 Wienerlie, die hier Frankfurter heißen. Die gibt es dann an zwei Folgetagen mit Kartoffelsalat. Das nannte man einst Lastenausgleich!Es sei gestattet, die alltäglichen Mittagsschläfchen literarisch auszuklammern.

Donnerstag, 06. 05.: Altersbedingt habe ich meine Nifedepin-Tabletten zur abendlichen Senkung des Blutdrucks zu Hause vergessen. Ich hatte Nine gebeten, mir diese nachzusenden, aber das hätte zu lange gedauert (der Blutdruck war schon auf 166). Also zum Arzt. Zum Glück nur 4 vor mir. Als ich an der Reihe war, kam die dicke Helferin von der Rezeption mit einem von mir auszufüllenden Fragebogen an, den sie mir zu geben vergessen hatte. Das dauerte, und als ich endlich alle Fragen beantwortet hatte, war der Wartesaal neu gefüllt, ich wieder an letzter Stelle. Das ist Dänemark! Als ich endlich nach eineinhalb Stunden und Kenntnis aller ausliegenden Modezeitungen (in dänisch) bei einem sympathischen Arzt auf dem Stuhl saß, zerriß dieser als erstes den Fragebogen, der mich so viel Zeit gekostet hatte. Sodann erfuhr ich, daß Medikamente hier unter ganz anderer Bezeichnung im Handel sind. Aber er wurde fündig, sagte aber, die gäbe es nur zu 10 oder 20 mg, während ich 200 mg (mehr geschätzt als gewußt) angegeben hatte. Sind Sie ihrer Dosis ganz sicher, fragte mich der Medizinmann – ich war es nicht. Handy entsichert und bei meiner Hausärztin in LU angerufen: Es waren tatsächlich 20 mg! Schmunzelnd meinte der Arzt, er habe mir soeben das Leben gerettet. So ist das Gedächtnis eines Greises! Wo seine Brille liegt, weiß er nicht mehr. Dafür kennt er noch alle 3 Strophen des Horst-Wessel-Liedes … Der Ferienalltag hat uns wieder. Wir bummeln durch Hirtshals, kaufen Mitbringsel und betreten erstmals den dortigen Genbrug am Kreisel, den wir wegen ungünstiger Öffnungszeiten noch nicht kannten. Ausbeute: Ein großes Windlicht aus Glas mit Zinnboden (35 DKr) und eine große irdene Schüssel, falls Hans-Peter einmal Polterabend haben sollte (hat uns doch soeben eine Mail informiert, daß eine Dame aus LA zu Besuch auf Katrins Hausboot in London erwartet wird, während das Urmel zufällig ebenda weilt). Auch in Tornby hat das Genbrug auf. Ein kupfernes Sieb und eine Glasschüssel wechseln den Besitzer (30 DKr zusammen). Wir erstehen noch ein Vergißmeinnicht und bringen es an das Grab von Jönna – mit der wir so viele fröhliche Ferientage verbracht haben. Nach ihrem Tod ist der Kontakt zu den Dänen abgerissen, schade. Der anschließende Schönheitsschlaf findet wegen Sonne bei Windstille auf der Westterrasse statt. Knotte wechselt gelegentlich die Kniekehlen auf den Liegestühlen.

Freitag, 07. 05.: Sturm aus Nordost bei 10 – 11 Grad, aber trocken, wenn auch wenig Sonne. Wir beschließen, nach Hjörring zu fahren, um Sören Holm und den dortigen Genbrug zu besuchen. Auch wollen wir bei Köb og Kande vergleichen, ob beim Ausverkauf in Hirtshals tatsächlich 30 % Rabatt eingeräumt worden sind. Nein, vorher hat man 10 % aufgeschlagen und dann großzügig 30 % erlassen! Aber das ist eben Dänemark, Ehre sei der Krone. Wir freuen uns trotzdem über die 20 % real. Genbrug und Söre Holm enttäuschend – der Iitala-Kerzenbecher kostet 100 DKr, zu teuer. Udsalg erst in der Hauptsaison, das ist die Erkenntnis. Wegen des frostigen Windes ersteht die Mam einen Kapuzenschal (100 DKr) und bricht - also gerüstet – den Stadtgang nicht ab. Knotte aber will nach Hause . Er legt den Rückwärtsgang ein. Wir folgen seiner Körpersprache und setzen ihn drheeme ab, um nochmals kurz im Genbrug Tornby nachzusehen. Tatsächlich finden wir noch Tischdecken und Kleinkram (124 DKr). Dann folgt das Tagesgericht: Nudeln mit Hackfleisch und eine Pflaumengröd (med flöde). Der Abend ist erfüllt vom Rätselraten über die Freundin aus LA, die bei Katrin zu Besuch ist. Sollte da etwa Peters Green Card vorbereitet werden?

Samstag, 08. 05. 10. Man gedenkt überall des Endes des Krieges. Wir gedenken der Gegenwart, vor allem unserer Gegenwart. NS sollte nun endlich einmal Geschichte sein! Sollte man denken, aber selbst nach all dem historischen Abfall sollten wir „Unser Leben“ unbelastet von damals leben dürfen. Gott sei Dank sind wir im Urlaub, also Schluß mit derlei . Ich bin „weißer Jahrgang“ und habe Glück gehabt. Mein Vater hatte dieses Glück nicht: Er war PW im ersten Weltkrieg und im zweiten auch. Leider hat er die Gefangenschaft bei Tito, jenem „Befreier“ des Balkans, nicht überlebt. Aber ich schweife ab. Eigentlich wollte ich erzählen, daß an diesem Tag vielfältiger Erinnerungen wenig passiert ist. So kann es sein – ein Tag ohne Rückblende.

Sonntag, 09. 05. 10.: Wieder blauer Himmel! Die Stabilität der Großwetterlage ist erstaunlich. Zu Hause ist es fast ebenso kalt wie hier, aber bei Regen! Dann haben wir Aussichten, die Rosenblüte in unserem Garten noch genießen zu können. Da der heftige Wind am Strand sandhaltig und dem Mops nicht zumutbar ist, laufen wir erneut den Pylle-Munch-Sti bis zu einer sehr hübsch gelegenen Bank mit Blick auf Dünen und Meer. Trotz empfindlicher Schmerzen hält die Mam den 45-Minuten-Weg durch. Zu Hause lockt ein Havkatfilet (Seewolf), das nach einem neuartigen Rezept mit roten Linsen und Porée zubereitet wird. Das Resultat ist enttäuschend, das Rezept wird weggeworfen, der gebratene Edelfisch enthielt rohe Stellen, die mit viel Whisky neutralisiert werden mußten. Dann verfolgten wir gebannt die Landtagswahl in NRW, ärgerten uns über die Verluste der CDU und die Siegesposen der anderen, die – obwohl ebenfalls 2 % verloren – lautstark die Niederlage des Gegners als eigenen Triumph feierten. Wir ersparen uns die Häme und entspannen uns bei Rosamunde Pilcher.

Montag, 10. 05. 10: Wieder strahlend blauer Himmel, aber nur 8-10 Grad und stürmischer Wind. Wir fahren die landschaftlich reizvolle Strecke über Tornbyberg – Mygdal nach Bindslev. Ein Abstecher zu dem „kleinen gelben Haus“ von Lizzy und Kalle,in dem wir 1976 einen wunderschönen Urlaub verbracht hatten, findet uns kopfschüttelnd vor einer verkommenen Mülldeponie mit alten Kühlschränken und einem schrottreifen Wohnwagen in dem einst so liebevoll gepflegten Garten. In Bindslev durchstöbern wir einen Genbrug ohne Erfolg und setzen die Fahrt nach Tversted fort. Der Ferienort wirkt ausgestorben, der Strand wenig einladend. Tornby ist die viel bessere Alternative! Wieder zu Hause gibt es nach einem Long Drink (Gin Tonic), zu dem wir vergeblich ein windstilles Fleckchen suchen, frischen Lachs mit Nudeln und einer Sahnesauce, sehr wohlschmeckend, aber mächtig. Schönheitsschlaf, Bridge am Laptop, Lesen, TV – der Abend geht, Johnny Walker kommt.

Dienstag, 11. 05. 10: Blauer Himmel, nachlassender Wind, 7 – 9 Grad. Die Mam hat große Wäsche, Vadda fährt einkaufen: Rotzunge-Filets (154 DKr/kg), Schollen-Filets (128 DKr/kg). Nachdem die Wäsche flattert, brechen wir zur Spazierfahrt nach Lönstrup – Lökken –Nr. Lingby auf. Lökken wirkt ausgestorben, die wenigen geöffneten Geschäfte bieten nur Ramsch. Als wir in Nr.Lingby an der Abbruchkante sitzen und ein Kuchenteilchen verzehren, starten von Lökken aus Paragleiter und segeln im Tiefflug über uns hinweg in Richtung Lönstrup. Wieder zu Hause, bereitet die Mam die Rotzungen zu: Einfach köstlich! Nur in Butter gebraten, dazu neue Kartoffeln und Salat, Riesling und Aquavit. Es wird windstill, daher findet die Mittagsruhe im Liegestuhl mit Sonnenbestrahlung statt. Nach der Tagesschau geht es an den Strand. Knotte düst und spielt wilde Sau. Der Sonnenuntergang am wolkenlosen Westhimmel findet um 21.28 Uhr statt. Nur noch 7 Grad, aber die Kinder in London frieren auch, sind jedoch guter Stimmung – der Besuch aus LA scheint zu gefallen.

Mittwoch, 12.05. 10: Erstmals bedeckt und im Tagesverlauf Schauer. Morgens frische Brötchen und eine FAZ bei Munch. Wir beschließen einen Heimtag, das heißt wir lesen „das gute Buch“, die Zeitung oder spielen Bridge am Laptop. Wir freuen uns auf Teil 2 eines TV-Filmes, müssen aber feststellen, daß die Fernbedienung ausgefallen ist. Pylle ist leider nicht im Geschäft. Ihr Mann, der Goldschmied, verspricht am Abend vorbei zu kommen, aber erst zwischen 20.30 und 21.00 Uhr, unser Film aber beginnt um 20.15. Ich bat ihn, doch einen Spezialisten zu schicken, der eher kommen kann, aber er schmetterte dieses Begehren ab: Der Spezialist bin Ich! Wenigstens kam er 20.45 Uhr, zog den Stecker der Stromzufuhr, stöpselte erneut ein, und alles war OK. Das hätte er mir ja auch sagen können, so weit hätte mein Sachverstand noch gereicht. Ich ärgere mich und er kriegt keinen Whisky, obwohl er dauernd davon spricht. Er muß wohl unsere Flasche stehen gesehen haben. Wir gucken den Rest des Filmes und beenden den Tag lesenderweise.

Donnerstag, 13.05. 10: Bewölkt bei 8 Grad, aber wenigstens trocken. Wir beschließen, den Vatertag durch den Besuch einer großen Ausstellung (Erzeugnisse der Region) in Sindal zu würdigen. Wir parken auf einer Riesenwiese mit hunderten von Autos für 30 DKr (!) und staunen, was auf dem großen Rummel so angeboten wird: Lauter Ramsch! Es gibt ein großes, aber unbeheiztes und unbeleuchtetes Zelt, in dem wir beabsichtigt hatten, eine Kleinigkeit zu essen – Fehlanzeige! Ein Stand schäbiger und teurer als der andere. Wir frieren erbärmlich. Ärgerlich über diese Zumutung (schließlich geht dieser „ Markt“ über 3 Tage) finden wir nach langem Suchen unser Auto zwecks Heimfahrt. Wir suchen nach Möglichkeiten, irgendwo einzukehren, aber geschlossen oder wenig einladend. Schließlich erstehen wir bei Schlachter Winther eine Familienpizza, die zu Hause verspeist wird und sogar schmeckt. Wir verstehen, daß der Vatertag kein Feiertag ist.

Freitag, 14. 05. 10: Der tägliche Einkauf führt zum Fischmann im Hafengebiet von Hirtshals, wo wir Rotzunge und Lachsschnitzel (quer zur Länge des Fisches geschnitten) erstehen. Am Strand von Tornby machen wir einen langen Spaziergang, ist es doch ungewohnt windstill. Knotte düst und bewässert die Ruinen einstiger Sandburgen. Wir verfolgen das langwierige Bemühen zweier Männer aus Duisburg, ein Motorboot vom Hänger ins Wasser der bewegten See zu bringen. Das zieht sich, weil die Zwei-Mann-Crew offensichtlich ungeübt ist. Endlich ist das Boot im Wasser und der Motor angeworfen. Das stark schaukelnde Boot entschwindet unserer Aufmerksamkeit. Wir besuchen das kleine Genbrug in Tornby, urwüchsiger als die Second-Hand-Läden der Städte. Wir entdecken ein Hühnerbild (von Anker, einem der Maler in Skagen), einen mittelgroßen Spiegel für unseren Boden, einen Spazierstock für die Mam, einen Weinkühler für Vadda und einen niedlichen Minibus für Johannes. Man bietet uns Kaffee an, und wir kommen mit einer der Betreuerinnen ins Gespräch, einer ehemaligen Kollegin von Jonna Baek. Dank unserer Kenntnisse des Dänischen erfahren wir, daß Jörgen den großen Wohnwagen verkauft hat und sich einen kleineren Wohnwagen zugelegt hat, der auf dem Campingplatz Tornby steht. Verpflegt wird Jörgen alltags in einer Kantine im Hafen, in der er schon als Hafenarbeiter gegessen hat. Eine gute Lösung für den armen Witwer. Wir beschließen, uns bei Marianne, seiner Tochter, zu melden. Wieder heimgekehrt, liegen wir ein Weilchen in der Sonne, die sich nachmittags endlich einen Weg durch die Wolken gebahnt hat. Sodann genießen wir die Rotzungen und lassen den Tag per TV ausklingen.

Samstag, 15. 05. 10: Mam startet zu ihrer Jungfernfahrt nach Lönstrup, problemlos trotz falscher Schuhe und dem hinderlichen Anorak. In der Butik, die erst jetzt geöffnet hat, finden wir leider das von Katrin vorgesehene Badetuch nicht. Wir schlendern durch den Ort und staunen über die vielen Menschen, war doch an den Tagen zuvor kaum jemand auf den Straßen zu sehen. Zurückgekehrt, genießen wir gebratenes Lachsschnitzel mit brauner Butter, köstlich! Zunächst wollten wir den Lachs grillen, aber der einsetzende Regen ändert diesen Vorsatz. Es ist der erste nennenswerte Niederschlag, seit wir hier sind.

Sonntag, 16. 05. 10: Es regnet, mitunter gießt es, und es donnert. Gewitter über dem Meer! Wir beschließen einen „Heimabend“, das heißt so viel wie zu Hause bleiben, lesen und am Laptop spielen. Ich gehe Einkaufen, erstehe Lammteile (welche Teile, ließ sich nicht übersetzen) wie auch Kalbsmedaillons für den nächsten Tag. Stolz präsentiere ich meinen Einkauf, aber er wird abgeschmettert: Zu viel Fleesch für die Fischregion! Dabei hat die Mam zuvor noch eine Fischpause gewünscht. Aber die Psyche des Weibes ist unergründlich. Ich grille den Lammbraten, er schmeckt vorzüglich, ist aber innen rot, also für meine Dame ungenießbar. Frohen Mutes vertilge ich 80 % des Grillgutes, Knotte 10 %. Die Differenz zu Hundert wird schmollend eingeatmet. Dafür verbraucht die Mam eine ganze Fruchtgröd med flöde. Der obligatorische Aquavit führt die Familie wieder zusammen. Wir stimmen überein: Hier schmeckt der Tafelaquavit, obwohl billiger, besser als der Jubi! Nach dem Mittagsschlief wird sauniert, es bekommt uns prima. Der Lammbraten ist vergessen. Abends flackert der Kamin und wir blicken fern.

Montag, 17. 5. 10: Immer noch ist der Himmel bedeckt und nur 10 Grad. Es gibt knusprige Brötchen, wonach eine Spazierfahrt mit Genbrug-Besuchen ansteht. In Frederikshavn entdecken wir eine uns noch unbekannte Möglichkeit für Second-Hand-Aktivitäten, eine anspruchsvollere Adresse. Es wird für Eigenbedarf, Kinder und Enkel eingekauft, schließlich ist in 7 Monaten Weihnachten. Im eigentlichen Ziel, weit weniger attraktiv, begnügen wir uns mit na ja. Weiter geht’s nach Albaek, wo die Mam im Vorjahr noch Bernstein gefunden hat. Der dortige Strand hat sich völlig verändert: Es gibt eine Abbruchkante, und unzählige Kleinstmuscheln bedecken den Strand. Nach dem für Mams Rücken weniger geeigneten Spaziergang (wegen des Hundes) gibt es eine tröstende Pölser (mit allem) im dortigen Kiosk. Die einsetzende Nebelnässe veranlaßt uns zur Heimkehr, nicht ohne zuvor bei der letztmöglichen Genbrug zu verweilen und wieder fündig zu werden. Nun aber nichts wie heim, man ermüdet bereits. Das Kalbsmedaillon schmeckt vorzüglich, die Menge aber wieder vaddalastig. Zum Glück haben wir Verdauungshilfen, die Völlerei bekömmlicher machen. Evening as usual.

Dienstag, 18.05. 10: 7.15 Uhr beginnt der schöne Tag mit early morning tea und frischen Brötchen. Nach ausgedehnter Toilette fahren wir nach Hirtshals zum Einkauf: Jungfrauhummer und fangfrischen Schellfisch. Eigentlich war eine Radtour beabsichtigt, aber es wird so freundlich, daß wir die überschüssige Kleidung abwerfen und uns in kurzer Hose und Unterhemd (soweit es mich betrifft) der sommerlich wärmenden Sonne aussetzen. Heiß ist es, richtig heiß, weil sich kein Lüftchen regt, selten am Meer! Wohlig räkeln wir uns, schlafen auch schon mal ein Quäntchen, streuen Schwarzbrot mit Fischrogen dazwischen wie auch Riesling-Sekt, das Schmuggelgut vor den wachsamen Augen meines Weibes, welches sich aber hocherfreut als Konsumentin beteiligt – kurz und klein, es ist ein wonniger Sommertag.Wenn nicht die schon mit Heftpflaster geflickte Liege eingekracht wäre. Zunächst schien der Schaden auf das Inventar begrenzt, aber leider hatte ich mein Handy in den Schatten der Liege gelegt und damit das Schicksal dieses Gerätes besiegelt – hatte es doch einen solchen Schlag abbekommen, daß der Flüssigkristall ein Farbenspektrum anzeigte, wodurch nichts mehr leserlich war im Display. Sch…ade! Zum Glück hat die Mam ihr Handy mit, wenn auch dessen Handhabung neu erlernt werden muß.Aber geschafft! Nach diesem Leistungsnachweis eines angegrauten Gehirns wird der Schellfisch nach einem dänischen Rezept mit Tomaten und Zwiebeln gedünstet und schmeckt köstlich. Dazu gibt es den trockenen Riesling, dessen Bestand schon erschreckend schwindet - und Jubiläumsaquavit – sowohl nach dem Fisch als auch nach der Pflaumengrütze mit Sahne. Wie schön kann doch der Lebensabend sein - genüßlich und windstill. Bei beginnender Dämmerung treten etwa 80 m entfernt 3 Rehe aus dem Wald hervor und lassen sich auch von dem Rumoren beim Suchen des Fotoapparates nicht vergrämen. Die Nordseite unseres Ausblicks durchwandert eine rote Katze – ein Biotop vom Feinsten.

Mittwoch, 19. 05. 10: Nachts muß es geregnet haben, alles ist naß, der Himmel bedeckt. Aber im Norden klart es auf, das „Sommerloch“ vergrößert sich zusehends und alsbald ist es sonnig. Endlich steigt die Temperatur von bisher 10 auf bis zu 18,5 Grad! Wir fahren nach Skagen, d. h. die Mam fährt ihre erste größere Strecke, schneller als erlaubt.Typisch weiblich: Kaum angelernt, kennt sie keine Grenzen. Die Geschäftswelt daselbst enttäuscht. Wir finden am Strand „unseren“ Tisch wieder, an dem wir vor 3 Jahren das Überraschungsmenü (Krabben aus der Kühltasche) eingenommen haben. Memories are here again … Zurück biegen wir nach Skiveren ab, eine landschaftlich reizvolle Alternative zur A 40. Der dortige Strand ist ähnlich wie in Tornby, die Dünen sind etwas höher und der sehr kommerzialisierte Campingplatz (ähnlich Aabo-Camping) vergrault aufkommende Sehnsucht nach dort verbrachtem Sommer. Knotte und Vadda pinkeln in die Dünen, wonach es in flotter Fahrt – diesmal mit vorschriftsmäßigen 80 kmh – heimwärts geht. Die Jungfru-Hummern halten, was die Erinnerung versprochen hat – mit frischem Weißbrot, Zitrone, Pfeffer , Majonnaise , Riesling und Aquavit. Gut dem Dinge! Während der etwas verspäteten Mittagsruhe wird ein neuer Liegestuhl gebracht, selbst von Knotte unbemerkt. Während die Mam Fotos in den Laptop überspielt und einige vom Vorjahr löscht, machen Vadda und Knotte einen einstündigen Spaziergang am Strand bis zur Liver A, den hellen Abendhimmel und das glitzernde Meer genießend. Danach gibt es Kaustange und Bier.

Donnerstag, 20. 05. 10: Wieder ein Bärenschlaf! Sogar die Mam schafft es, durchzuschlafen, schon kurz nachdem wir hier sind. Man spürt die Erholung, den Erfolg der Luftkur! Wir werden erst kurz vor 9 Uhr wach. Mutter beschließt Wäsche, Vadda beschließt, sich nicht zu rasieren. Wieder blauer Himmel, früh schon 13,5 Grad im Schatten. Schon morgens liegen wir in der Sonne, fahren til stranden, wo wir eine lange Wanderung zurücklegen, kaufen bei Britta Briefmarken und erledigen die fälligen Postkartengrüße (schadenfroh) in die verregnete Heimat (FT: Dauerregen, 9 Grad). Ab Mitte Mai beginnt hier offenbar der Sommer, obgleich erst der Löwenzahn voll erblüht. Nun ja, wir lesen, schlafen, spielen am Laptop, Dinge, zu denen man zu Hause nicht kommt. Sogar Knotte wird jeden Tag fauler, will nicht mehr ins Auto und an die Leine. Um den Appetit auf Fisch nicht zu überlasten, gibt es Spagetti mit Pesto. Mit Riesling schmeckt das sogar – aber der Weinvorrat schmilzt bedrohlich. Wir beschließen, das übliche Weinpräsent an Britta Munch zu streichen, zumal wir 2011 endlich einmal nicht nach Dänemark wollen. Ob wir das schaffen? Auf jeden Fall wird schon mal nicht reserviert.

Freitag, 21. 05. 10: Morgens Nebel, der sich rasch auflöst, und auch der bedeckte Himmel öffnet sich der Sonne, obwohl es fast windstill ist. Was tun? Alle Ziele sind abgefahren. Kaufen wir erst mal ein: Seezunge, Rotzungenfilet, Krabben und frische Krebsbeine, die noch zu kochen sind. Wir stellen bei der Mittagsvöllerei fest, daß Rotzunge besser schmeckt als Seezunge. Also Rotzunge Ahoi in der letzten Woche! Man gönnt sich ja sonst nichts. Beim Versuch, dem soeben aus London nach Berlin zurückgekehrten Urmel eine SMS zu schicken, streikt Mams Handy: Ihr Guthaben ist keines mehr! Damit ist unsere Verbindung zur Heimat abgeschnitten, wir sind weder zu erreichen noch vermögen wir uns mitzuteilen, eine für Mitteleuropa seltene Situation. Wenigstens können wir bei Britta telefonieren und unseren Notstand mitteilen. Denn es gibt hier weder Telefonkarten noch öffentliche Fernsprecher (weil alle Handies haben, sagt Britta) und hält uns für veraltet. Als Verschollene im Wohlfahrtsstaat erfolgt der Mittagsschlaf im besonnten Liegestuhl (was hast du wieder geschnarcht).Der Spaziergang am Strand bei Windstille und Meeresrauschen macht uns wieder Dänemark-süchtig. Das Wasser hat schon 11-12 Grad, und die ersten Halbwüchsigen baden bereits. Abends zertrümmert Mutter Krebsbeine und Vadda erinnert sich seiner Vorliebe für Tuborg (3 Flaschen).

Samstag, 22. 05. 10: Erstmals braucht morgens der Kamin nicht entflammt zu werden, im Wohnraum ist es mit 20 Grad hinreichend warm. Vadda holt Brötchen, und im Anschluß an das Frühstück fahren wir einkaufen, um Pfingsten eingedeckt zu sein. An Fisch erstehen wir Seehecht- und Heringsfilets neben tiefgefrorenen Krabben, die aber geschmacklich enttäuschen. Sie haben offenbar tiefgefroren überwintert und an Aroma verloren. Wir sehen uns einige Sommerhäuser an. Besonders gut gefallen uns die Nr. 44 und 172, und wir denken schon daran, für 2012 zu reservieren. Es liegt wohl auch am Wetter, einer Temperatur von 18-19,5 Grad und in der Sonne nur kurzzeitig auszuhalten. Der Strandgang findet im T-Shirt, kurzen Hosen und barfuß statt, durch die See watend. Es wird schon an mehreren Stellen gebadet. Sogar Knotte wagt sich in die schwächelnde Brandung und muß unter die Dusche. Ein Hochsommertag! Hoffentlich bleibt es so über die Pfingsttage.

Sonntag, 23. 05.10: Der Pfingstsonntag beginnt wieder ohne Kaminfeuer bei 16-18 Grad. Um mit Loriot zu sprechen: Wir machen erst einmal nichts. Wirklich gar nichts. Schließlich sind wir dieser Art von Feriengestaltung überdrüssig und beschließen einen Spaziergang, beginnend vom Pylle-Munch-Sti Richtung Küste, zwischen den Dünen entlang parallel zum Meer bis zu Munch, eine gute Stunde, für die Mam eine erstmals gute körperliche Leistung, die mit einem Wafler-Eis (mit Gum) belohnt wird. Die Sonne brennt wieder, und wir bekämpfen den Durst und sinken in die gebrechlichen Liegestühle. Nach einem Schlümmerchen oben ohne beginnt die Zeit des Fisches. Heute stehen in Würdigung des Feiertages Seehecht mit neuen Kartoffeln und Zwiebeln, Salat und Pflaumengrütze med flöde, Riesling und Aquavit auf dem Programm. Mundenheim! Wir diskutieren lange die sich abzeichnenden Veränderungen im Liebesleben unseres Sohnes, wobei die fehlende Telefonverbindung Spannung erzeugt. Wir werden uns wohl bis in die zweite Junihälfte gedulden müssen, dem wahrscheinlichen Besuchstermin des Bara. Der Abend gehört WETTEN DASS aus Mallorca.

Montag, 24. 05. 10: Morgens ist es wolkenlos, dann bedeckt sich der Himmel und es sieht aus, als würde sich die schlechte Wettervorhersage bestätigen, aber gegen Mittag kommt ein Föhnsturm auf, der den Himmel wieder blank fegt.Schon am Vormittag gehen wir in die Sauna und nutzen die Ruhepausen größtenteils schlafenderweise. Vadda verdrückt nicht weniger als 4 sauer eingelegte Bratheringe. Es wäre doch gelacht, würden wir hier abnehmen! Am Strand lassen wir uns durchpusten, die starke Brandung ist bis zum Sommerhaus zu hören. Wir lesen, spielen am Laptop und heizen auch mal wieder, weil es auf 15 Grad abgekühlt hat. Wie immer in der vierten Woche werden wir unsicher, ob wir nicht doch erneut für nächstes Jahr reservieren sollen, aber zunächst bleiben wir noch hart. Abends sehen wir uns zwei gute Fernsehfilme an.

Dienstag, 25. 05. 10: In der Nacht hat der Sturm ums Haus geheult, ein angenehmes Gefühl, wenn man im Bett liegt. Entsprechend blank ist morgens der Himmel, der Sturm ebbt ab, aber es sind nur noch 12 Grad. Wir beschließen eine Abschiedsfahrt nach Lönstrup, die Mam fährt und hat keinerlei Probleme – ein wichtiges Training für die Rückreise, fahren wir doch bis nach Lüneburg eine ziemlich weite Etappe, wo Ablösung am Steuer sinnvoll ist. Inzwischen sind die Rapsfelder erblüht, und wir fahren durch grellgelbe Teppiche, die mitunter auch von Maiblumen herrühren. Die Natur erwacht, Tulpen blühen, und im Garten des Sommerhauses beginnt sich der Flieder zu färben. Nach der ausgedehnten Spazierfahrt kehren wir mit der Überzeugung zurück: Tornby ist die beste Adresse! Nach Kartoffelsalat, Spiegelei und Bacon liegen wir wieder in der abendlichen Sonne. Ein dickes Sommergoldhähnchen sitzt nebenan auf einem Pfahl und lässt den typischen Pfiff ertönen, den Vadda leider nicht mehr hören kann. Bewußt nehmen wir die wunderschöne Umgebung auf, die Mam hat Sodbrennen und ich gehe mit dem Hund zum Strand.

Mittwoch, 26. 05. 10: Wieder wolkenlos, aber kalt, 12 Grad am Morgen. Das Meer hat immerhin schon 13 Grad. Nach frischen Brötchen mit der herrlichen Marmelade aus schwarzen Johannisbeeren fahren wir nach Uggerby A, einen Ausflug, den wir nicht bedauern. Noch sind keine Kühe auf den Dünenwiesen, Knotte kann also frei laufen. Wir überschreiten den Fluß und genießen von einer hohen Düne aus, auf der liebe Menschen eine Bank installiert haben, den herrlichen Rundblick von Hirtshals bis Tversted. Das einzige Geräusch ist das Rauschen der Wellen. Die Blümchen, die wir pflücken wollten, sind leider noch nicht so weit. Zurück fahren wir den Waldweg von Uggerby Strand nach Hirtshals, genießen die verschiedenen Grüntöne des Waldes, in dem wir bei Herbsturlauben immer Pilze gesucht haben, und steuern den Fischmann im Hafen an. Wir erstehen Rotzunge, Havcat und Heilbutt – das müßte bis zur Heimfahrt reichen. Im Gespräch mit dem Fischmann erfahren wir, daß der Mai keineswegs der optimale Monat zum Fischfang sei, da das Meer noch zu kalt ist und die Fische noch nicht fressen, also vom Winter her noch abgemagert sind. Das gilt auch für Schollen. Im Juli sind die Fische dagegen wohlgenährt und geben viel stärkere Filets ab. Die Maischolle – ein Frühlingsmärchen! Heimgekehrt, lassen wir uns die Rotzunge schmecken, schlafen die üblichen 2 Stunden und säubern das Auto für die Rückreise. Es kühlt wegen des klaren Himmels empfindlich ab, weswegen der Kamin angefacht wird. Beim holen des Holzes tritt Vadda in ein Erdloch und fällt wieder einmal ungebremst. Es bleibt glücklicherweise bei Prellungen, die sich wohl erst am nächsten Tag bemerkbar machen werden. Aber ein deutscher Junge weint nicht!

Donnerstag, 27. 05. 10: Das gibt es nicht: Beim Holzholen für das morgendliche Kaminfeuer wird Vadda beregnet – aber es ist nur ein Schauer, im Westen schon wieder blauer Himmel. Luft und Wasser 13 Grad. Wir lassen uns die frischen Brötchen schmecken. Das Auto wird für die Rückkehr in die Zivilisation gewaschen und vorgepackt. Während dieser Arbeitsphase wird es hochsommerlich. Wir erliegen dem Sonnenschein und - na was wohl? – räkeln uns auf den klapprigen Liegen und tanken Erholung, teils verschlafen wir sie auch, nachdem die letzte Flasche Sekt lautstark geöffnet wurde und „Ebersbach“ seinen Lauf nahm, das heißt, wir sitzen nebeneinander auf der Banke, wie die Thomas-Großeltern weiland zur Goldenen Hochzeit in Ebersbach. Dann ein kulinarischer Höhepunkt: Havcat, paniert und je 7 Minuten gebraten, neue Kartoffeln und eine Sauce aus Sahne und etwas Essig, dazu Salat mit zwei Zehen Knoblauch und – natürlich, Riesling und Aquavit. Vaddas Disposition geht auf: 24 l Riesling, 4 Flaschen Aquavit, 6 Flaschen Sekt, eine Flasche Whisky, eine Flasche Gin, eine Flasche Campari , 42 Flaschen Tuborg – alles verbraucht und dabei nie über Gebühr angeheitert gewesen! Es ist einfach das Klima, das derartige Konsumstöße bekömmlich werden läßt. Halt, keine Übertreibung, eine Flasche Wein haben wir verschenkt.

Freitag, 28. 05. 10: Der letzte Tag dieser wunderschönen Urlaubszeit beginnt regnerisch. Im Kamin verglühen die letzten Holzkohlebriketts, die vom Grillen übrig geblieben sind, und das große Packen beginnt. Erstaunlich viel ist wieder bei Genbrug erstanden worden, teils sperrig, teils zerbrechlich oder beides. Der doppelte Boden unseres Kofferraumes, der sich herwärts bereits zum Transport der Spirituosen bewährt hat, nimmt jetzt den Spiegel und das Hühnerbild neben einer Tagesdecke auf (ausnahmsweise regulär gekauft, wenn auch mit 50% Rabatt). Aber das Stauen des beachtlichen Restgepäcks ist für alte Kämper (das F wurde nicht vergessen) kein Problem . Die elektrische Pfeffermühle, die nur allzu leicht anspringt, wurde sicherheitshalber auseinandergenommen, da diese im Vorjahr beim ersten „Bump“ lautstark in Betrieb gegangen war und uns bereits in Horne zum Halt und Umpacken gezwungen hatte. Wir erfreuen uns am wieder aufgerissenen Himmel und statten dem Strand einen letzten Besuch ab. Es geht früh in die Koje.

Samstag, 29. 05. 10: Wecken 5.30 Uhr – es beginnt wieder der Ernst des Lebens. Es gibt ein englisches Frühstück, damit der kulinarische Tank gefüllt ist, und bereits um 8.30 Uhr zahlen wir bei Pylle Munch die Endreinigung und den auf 2.25 DKr erhöhten KWH-Preis nebst 200 DKr Wasser, wobei Britta sich um 50 DKr zu unseren Gunsten verrechnet , was unser Gewissen nicht belastet. Die Mam übernimmt die ersten 75 Minuten der Rückfahrt und besteht diese Aufgabe bravourös, wobei sich noch nicht abzeichnet, daß Vadda die restlichen 1100 km übernimmt – denn es geht bis zur Übernachtung nicht bis Hamburg, sondern bis in die Nähe von Lüneburg, wo Bauers eine Ferienwohnung eingerichtet haben. Die Fahrt verläuft problemlos bis auf 45 Minuten Eheverkehr (Stop and Go) vor dem Elbtunnel. Unmittelbar nach der Grenze gibt es Bockwurst mit Kartoffelsalat als kulinarisches Kontrastprogramm. Wir bereuen die Verlängerung durch die Lüneburger Heide keineswegs: Die Region ist landschaftlich sehr reizvoll und die kleinen Ortschaften malerisch. Bauers empfangen uns mit stärkendem Kaffee und Leckerlies. Nach einer Regenerierungsphase werden wir in der „Waldesruh“ zu einem leckeren Heidschnuckenbraten eingeladen – Mundenheim! Auch das erste deutsche Pils stimmt patriotisch! Christa kaut auf ihrem Kartoffelgratin herum und beteuert, es sei schmackhaft, was dem visuellen Eindruck widerspricht. So sind die Vegetarier – wahre Verdünner eines jeden Genusses. Man lehnt Fleisch ab, meist auch die Kernkraft. Ein Zusammenhang mag zufällig sein. Der Abend klingt aus mit reichlich Winzersekt, eine Wohltat nach den beinahe alkoholfreien Wochen in Tornbystrand. Am nächsten Morgen erfahren wir, daß Lena und Klitschko gewonnen haben …

Sonntag, 30. 05. 10: Am 30. Mai ist der Weltuntergang, hieß es einst im Karneval. Wir sind zuversichtlich, das Ereignis findet nicht sofort statt und starten gemeinsam mit Bauers. Nach einem Kurzstop bei Christas Tochter, die in der Heide einen hübschen Bauernhof gekauft hat, geht es in Soltau auf die leider sehr volle A 7 Richtung Heimat. Es ist sehr durchwachsenes Wetter, mal Sonne, aber noch öfter Schauer oder Starkregen. Eisern wird durchgefahren – Non Stop. Gegen 16 Uhr umfängt uns vertraute, heimatliche Kulisse. Wir bestaunen den zugewachsenen Garten, aber dank des kalten Maiwetters zu Hause beginnt die Rosenblüte gerade erst. Wir haben also drheeme nicht viel verpaßt. Wir behalten im Hinterkopf: Der Mai ist der Geheimtipp für Dänemark-Reisen! Zwar haben wir für 2011 nichts reserviert – aber Gott lenkt. Jedenfalls empfehlen wir jedem Leser dieser Notizen, sich den Reizen des Nordens nicht zu verschließen. Farvel – tak!

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